Herta Däubler-Gmelin und der Vorstand des OV Möhringen SPD Möhringen feiert Jubiläum mit Herta Däubler-Gmelin
Als der Reichstag dem Kanzler Bismarck im Januar 1890 die Verlängerung des Gesetzes gegen die gemeinschaftlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie (des sog. Sozialistengesetzes) versagte, war dies das Zeichen, auf das viele Genossinnen und Genossen gewartet hatten, um sich endlich offen für ihre Überzeugungen einsetzen zu können. So konstituierten sich auch in Möhringen bei Stuttgart am 27. April 1890 in „Reitters Saal“ Sozialdemokraten zu einem Arbeiterverein.
Die Genossinnen und Genossen des Ortsvereins ließen es sich nicht nehmen, dieses Jubiläum mit einem Festakt zu würdigen und feierten am Freitag, den 8. Mai 2015 ihr 125jähriges Bestehen. Ganz besonders freuten sie sich, die ehemalige Justizministerin Herta Däubler-Gmelin dazu als Festrednerin gewonnen zu haben. Neben vielen Genossinnen und Genossen aus den Ortsvereinen der Region durfte der Vorsitzende Björn Selent zahlreiche Gäste aus Politik, Vereinen, Verbänden und Kirchen begrüßen, unter ihnen die Abgeordneten des Bundestages Dr. Stefan Kaufmann (CDU) und des baden-württembergischen Landtags Nikolaus Tschenk (Grüne) sowie die ehemalige Landtagsabgeordnete Edeltraud Hollay und die Stuttgarter Bürgermeisterin a.D. Gabriele Müller-Trimbusch (FDP).
Björn Selent ist es wichtig, die Arbeit seiner Vorgänger zu würdigen: „Möhringen wäre nicht derselbe Stadtteil ohne die Sozialdemokratie“, so der Vorsitzende,“ sie hat viel erreicht, gerade auch in den letzten 20 Jahren, insbesondere durch den unermüdlichen Einsatz unsere langjährigen Vorsitzenden Gisela Abt. Sie hat nicht nur endlich unser Bürgerhaus durchgesetzt, das seit 1942 versprochen war, sie hat durch ihr Engagement den Stadtteil Fasanenhof auf die Liste der „Sozialen Stadt“ gebracht und dadurch in 10 Jahren ungeheuer aufgewertet.“
Herta Däubler-Gmelin fügte in ihrer Festrede die tragende Rolle der Frauen in der SPD an, die gerade in Stuttgart große Führungspersönlichkeiten hervorbrachten, wie etwa Clara Zetkin, eine Wegbereiterin des allgemeinen Frauenwahlrechts. Sie betonte dann die Aktualität der sozialdemokratischen Grundsätze angesichts wachsender Ungleichheiten in der Gesellschaft. Dabei unterstrich sie, wie es schon im frühen 19. Jahrhundert die sozialen Verhältnisse waren, die mutige Männer und Frauen dazu brachten, sich für eine gerechte Gesellschaft einzusetzen und die Teilhabe aller Menschen am Gemeinwesen zu erstreiten, oftmals unter Bedrohung von Leib und Leben. Die Sozialdemokratie müsse aus den Erfahrungen ihrer Parteiengeschichte ihre Lehren ziehen und weiterhin vorausschauen und Ideen entwickeln, um die kommenden Herausforderungen z.B. in der Arbeitswelt zu bewältigen. Dazu brauche es auch eine Stärkung der europäischen Idee, Kompetenzverlagerung hin zur Europäischen Union dürfen kein Tabu sein, stellte sie fest, "Aber eben nicht an die Bürokraten, sondern an das Europäische Parlament, das wir alle wählen." Den anwesenden Genossinnen und Genossen gab sie in Anlehnung an ein Zitat Herbert Wehners mit auf den Weg, nicht nur der zurückliegenden 125 Jahre zu Gedenken sondern sich Gedanken über die nächsten Jahre zu machen. Der Möhringer Stadtrat Hans-Peter Ehrlich bedankte sich im Anschluss bei Herta für ihre anregenden und anspornenden Worte und hob noch einmal die Sternstunde der Sozialdemokratie im Angesicht des nationalsozialistischen Terrors hervor, dem sie sich entschlossen entgegenstellte. Die Lehren daraus müssen auch tagesaktuell gezogen werden, etwa bei der Frage des Umgangs mit den Flüchtlingen aus Kriegs- und Krisengebieten. „Wir freuen uns, diesen Menschen hier in Möhringen helfen zu können und sie auf ihrem Weg in ein neues Leben begleiten zu können“, so der Stadtrat.
Im Anschluss der Festreden rundete ein geselliger Teil bei einem guten Roten einen gelungenen Abend ab.